Der Ballenzeh oder Hallux valgus ist die häufigste Zehenfehlstellung. Es handelt sich um eine Achsabweichung des 1. Mittelfußknochens nach außen, oft einhergehend mit einer schmerzhaften Überbeinbildung am Köpfchen des Knochens.
Ursächlich für die Hallux valgus Fehlstellung ist in den meisten Fällen eine Spreizfußfehlstatik. Unzweckmäßiges Schuhwerk, Übergewicht, langes Stehen, aber auch genetische Faktoren führen zu einem Auseinanderweichen der Mittelfußknochen mit einer Abflachung des Quergewölbes, einer Achsabweichung der Großzehe im Grundgelenk nach außen und häufig auch einer Ausbildung von Hammerzehen. In der Folge treten Belastungsschmerzen im Ballenbereich am Vorfuß mit Schwielenbildungen auf.
Diese Veränderungen können unterschiedliche Ausprägungsgrade annehmen, die individuell behandelt werden müssen. Entsprechend der Schwere der Deformität kommen verschiedene Operationsverfahren zur Anwendung:
OP nach McBride
Weichteileingriff mit Überbeinentfernung und Kapselkorrektur sowie Weichteillösungen.
Indikation: Leichte Form der Hallux valgus-Fehlstellung, insbesondere bei jungen Patienten.
OP nach Akin
Keilentnahme am Großzehengrundglied mit Schraubenfixation.
Indikation: Leichte Form der Hallux valgus-Fehlstellung oder in Kombination mit Eingriffen am Mittelfußknochen bei schweren Deformitäten.
Chevron Osteotomie (Austin)
Gelenknahe knöcherne Korrektur des ersten Mittelfußknochens mit Überbeinentfernung, Keilentnahme und Schraubenfixation in Kombination mit entsprechenden Weichteileingriffen.
Indikation: Hallux valgus-Fehlstellung bei leichter bis mittelschwerer Spreizfußfehlstatik.
Basisosteotomie (öffnende oder schließende Umstellung)
Basisnahe knöcherne Korrektur des ersten Mittelfußknochens mit Knochenkeilentnahme, Überbeinentfernung und Schraubenfixation in Kombination mit entsprechendem Weichteileingriff.
Indikation: Hallux valgus-Fehlstellung bei schwerer Spreizfußfehlstatik.
Lapidusarthrodese
Achskorrigierende Versteifungsoperation des ersten Mittelfußknochens in seinem Gelenk zu dem angrenzenden Fußwurzelknochen mit Entfernung des Überbeines und Plattenfixation in Kombination mit entsprechendem Weichteileingriff.
Indikation: Hallux valgus-Fehlstellung bei schwerer Spreizfußfehlstatik und begleitender Instabilität des ersten Tarsometatarsalgelenkes.
Der Hallux rigidus bezeichnet die degenerativ bedingte, schmerzhafte Bewegungseinschränkung im Großzehengrundgelenk, die bis hin zur Versteifung führen kann.
Auch hier erfolgt die Therapiestrategie individualisiert entsprechend des Schweregrads der Erkrankung. Operationsverfahren bei Hallux rigidus:
Gelenkerhaltende Operationen zur Verbesserung des Bewegungsspiels der Großzehe sind stadienabhängig:
OP nach Waterman-Green
Bei der so genannten Verkürzungsoperation im Bereich des 1. Mittelfußknochens wird das Gelenk entlastet und in Kombination mit einer Cheilektomie das Bewegungsspiel im Großzehengrundgelenk verbessert.
Cheilektomie
Entfernung der degenerativ bedingten Gelenkanbauten (Osteophyten) zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit.
Wenn das Gelenk nicht mehr erhalten werden kann, können eine Gelenkversteifung oder eine Gelenkentfernung notwendig werden:
Arthrodese
Die Versteifung des Großzehengrundgelenkes in günstiger funktioneller Position mit Schraubenosteosynthese führt zu einem guten Ergebnis bei aktiven Patienten.
OP nach Keller-Brandes
Die Entfernung der verschlissenen Gelenkanteile und des Überbeines mit Fixierung mittels Drahtstiftung ermöglicht vor allem bei älteren Patienten eine rasche postoperative Mobilisation.
In Folge anlagebedingter oder erworbener Störungen des Muskelgleichgewichts des Fußes können sich über die Zeit Fehlstellungen der Kleinzehen (2. bis 5. Zehe) ausbilden. Diese sind häufig mit anderen Fußdeformitäten wie zum Beispiel Knick-Senkfüßen oder Spreizfüßen vergesellschaftet.
Die Zehenfehlstellung verursacht durch den Druck im Schuh schmerzhafte Hornhautschwielen an der Oberseite der Zehen oder unter den Mittelfußköpfchen.
Wenn symptomatische Maßnahmen wie Einlagen oder Schuhzurichtungen nicht mehr ausreichend sind, ist eine gezielte operative Behandlung der Deformität notwendig.
Operationsverfahren bei Hammer- und Krallenzehen:
Operation nach Girdlestone-Taylor
Wenn der betroffene Zeh noch nicht eingesteift ist, es sich also um eine flexible Deformität handelt, kann eine Stellungskorrektur durch eine Verlagerung der Beugesehne auf die Streckseite der Zehe erfolgen.
Falls eine fixierte Fehlstellung der Zehe vorliegt, können verschiedene nachfolgende knöcherne Korrekturen notwendig werden:
OP nach Hohmann / PIP-Arthrodese
Gelenkteilentfernung des Mittelgliedes mit oder ohne Versteifung. Es erfolgt eine zeitlich befristete Fixierung des behandelten Zehs mittels eines Drahtstiftes.
OP nach Weil
Schräge Durchtrennung des Mittelfußknochens am betroffenen Strahl unterhalb des Köpfchens mit nachfolgender Schraubenfixation.
Die Nachbehandlung nach Vorfußoperationen erfolgt im Allgemeinen mittels Tragens eines sogenannten Vorfußentlastungsschuhs für 6 Wochen. Da unterschiedliche Operationsverfahren und die individuelle Situation des Patienten wesentlich für Nachbehandlung sind, erfolgt die Festlegung der Behandlung nach einer Vorfußoperation in jedem Einzelfall an die Situation angepasst.